Die rund 60 Kilometer lange Barriereinsel im Atlantik liegt zu etwa einem Drittel in Virginia, der größere, nördliche Abschnitt gehört aber zu Maryland. Dieser Teil der Insel ist auch der bekanntere, hier befindet sich der wichtigste Abschnitt der Assateague Island National Seashore. Die Insel ist vor allem bekannt für die Wildpferde, die hier leben und sich auch schon mal unter die Touristen am Strand mischen. Außer den Pferden, die hier sicher die Hauptattraktion sind, finden Besucher aber auch weiße Sandstrände, Küstenwälder und Salzwiesen, wodurch auch noch viele andere Tierarten hier eine Heimat finden. Die Zufahrt zur Insel auf der Maryland-Seite erfolgt über die Maryland Route 611, die in West Ocean City beginnt. Von der Virginia-Seite aus kann man nicht mit dem Auto auf die andere Hälfte der Insel fahren.

Wer diese Route nimmt, kommt nach Erreichen der Insel zunächst zum Assateague State Park, dem einzigen State Park Marylands, der am Meer liegt. Er umfasst zwei Meilen Sandstrand, an denen von Mai bis September Rettungsschwimmer Dienst tun. Hier gibt es auch Umkleidekabinen und Duschen. Daneben gibt es einen Bootsanleger, von dem aus Kanutouren entlang der Küste und in die Buchten der Insel beginnen können, sowie einige Spazier- und Radwege im Hinterland. Der State Park ist täglich zwischen 7 Uhr und Sonnenuntergang zugänglich, es wird eine Eintrittsgebühr von einigen Dollar verlangt. Wer über Nacht bleiben möchte, kann einer der 350 Plätze auf dem Campingplatz vorab reservieren. Auf dem Gelände des State Parks gibt es einen kleinen Laden, in dem man sich mit dem nötigsten eindecken kann, wenn man etwas vergessen haben sollte. Im Hinterland leben einige Wildtiere, darunter Hirsche und die berühmten Wildpferde.

Wie viele andere der Barriereinseln, die sich an der gesamten Atlantikküste der USA entlang ziehen, verändert sich auch Assateague Island eigentlich fortwährend durch Wind, Sandablagerungen und die Kraft des Wassers. Noch vor hundert Jahren war die Insel mit der weiter nördlich folgenden  Fenwick Island verbunden, doch ein Hurrikan sorgte 1933 für einen Wasserdurchbruch. An dieser Stelle kann man gut nachvollziehen, wie sich die Inseln verändern – inzwischen liegt etwa ein Kilometer Wasser zwischen den Inseln.




Die meisten Menschen assoziieren den Namen der Insel mit den hier lebenden Wildpferden. Die Tiere bilden eine eigene Rasse namens Assateague-Pony oder Chincoteague-Pony; durch die Lebensumgebung und die recht karge verfügbare Nahrung haben sich im Vergleich mit anderen Rassen einige Unterschiede im Körperbau entwickelt. Der Legende nach handelt es sich bei den Ponys um die Nachfahren von Tieren, die auf einem im 16. Jahrhundert vor der Insel gesunkenen Schiff transportiert worden waren; wahrscheinlicher aber ist, dass die ersten Tiere im 17. Jahrhundert auf die Insel gebracht wurden, um sie einer Besteuerung zu entziehen. Die Pferde leben zwar wild, unterstehen aber einem Wildtiermanagement, das dafür sorgt, dass die Herden nicht zu groß werden. Einige Hengste werden jedes Jahr aussortiert und an Züchter versteigert. Diese Tiere werden auf die Nachbarinsel Chincoteague getrieben, die sie schwimmend erreichen – jedes Jahr ein beliebtes Spektakel mit vielen Zuschauern. Übrig bleiben zwei Herden mit jeweils rund 150 Tieren, eine auf der Virginia-Seite und eine in Maryland. Wer sich auf der Insel aufhält, wird die Pferde nicht lange suchen müssen, man begegnet ihnen an vielen Stellen. Besucher sind dazu angehalten, sich den Tieren nicht zu nähern und Lebensmittel sicher zu verwahren, denn die Pferde verhalten sich mitunter alles andere als zurückhaltend. 



In den 1950er Jahren gab es Pläne, die Insel touristisch zu erschließen und ein Ferienresort zu errichten. Eine Straße wurde errichtet, die das neu zu schaffende Feriengebiet über mehr als 20 Kilometer durchqueren sollte, doch ein schwerer Sturm zerstörte die Straße kurz darauf, noch bevor der tatsächliche Bau beginnen konnte. 1965 wurde die Assateague Island National Seashore vom National Park Service eingerichtet, womit allen kommerziellen Entwicklungsplänen ein Ende gesetzt war. Die gesamte Insel auf der Seite Marylands mit Ausnahme des State Parks gehört zum Gebiet der National Seashore. Das Besucherzentrum hält Informationen zu Freizeitmöglichkeiten, Ranger-Programmen und zu den Wildpferden bereit. Wer nicht nur für einen Besuch am Strand in den Park kommt – fast 60 Kilometer Strand stehen zur Verfügung -, findet gute Bedingungen zum Spazieren vor, einige kurze Rundwege sind abseits der Strände ausgewiesen. Auch zum Beobachten von Vögeln kommen viele Gäste an die National Seashore, insbesondere in den Salzwiesen im Hinterland sind dabei viele Arten zu entdecken.

Wer mit dem Auto anreist muss beachten, dass die asphaltierte Strecke nach relativ kurzer Zeit endet, danach darf nur noch weiterfahren, wer ein “Oversand Vehicle” hat. Eine entsprechende Bescheinigung, dass das Fahrzeug sandtauglich ist, muss vorgelegt werden können. Auch mit einem “normalen” Fahrzeug aber gelangt man zu den Campingplätzen und Stränden, sowie zu einer Stelle, an der man den Krebsfischern zusehen oder ein Kanu zu Wasser lassen kann.

Den Besuchern, die kommen, um die Wildpferde zu sehen, kann man keinen genauen Hinweis geben, wo sich die Tiere aufhalten. Sie sind eigentlich überall zu finden, bei großem Besucherandrang ziehen sie sich aber eher zurück. Einige unternehmungslustige Tiere lassen sich aber durchaus von den Stränden und Campingplätzen anziehen, wo die Menschen ihre Lebensmittel auspacken. Auch wenn die Pferde einen harmlosen Eindruck machen, sollte man sich aber nicht dazu hinreißen lassen, sie zu streicheln oder gar zu reizen – etliche Besucher sind schon mit Huf- oder Gebissabdrücken von der Insel zurückgekehrt. Vorsicht ist auch in der Dämmerung geboten, mitunter kommt es zu Unfällen. Die Assateague Island National Seashore ist rund um die Uhr zugänglich.


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