Die USA halten viele positive Rekorde, aber leider auch einige negative. Dazu gehört zum Beispiel die Tatsache, dass in kaum einem anderen entwickelten Land so viele Menschen durch Schusswaffen ums Leben kommen wie in den USA. Amokläufe und Massenschießereien erreichen regelmäßig die Schlagzeilen in aller Welt und lösen Entsetzen und Erschütterung aus.

Gemessen an den Zahlen spielen Amokläufe eigentlich eine untergeordnete Rolle. Ohne Suizide gerechnet starben im Jahr 2022 mehr als 20.000 Menschen in den USA durch Schusswaffen. Weniger als ein Prozent der Opfer von Waffengewalt in den USA wurden Opfer eines Amoklaufs. Die Zahl der Massenschießereien oder Amokläufe, definiert als Vorfall, bei dem mindestens vier Menschen ums Leben kamen, lag bei 648; es war das dritte Jahr in Folge mit mehr als 600 Amokläufen in den USA (Quelle: Gun Violence Archive).

Dennoch sind es gerade die Amokläufe, die immer wieder neu Debatten über das Waffenrecht in den USA auslösen, dies insbesondere dann, wenn es wieder zu einem School Shooting, einem Amoklauf an einer Schule gekommen ist. Zwar scheiterte eine wirkliche Reform des Waffenrechts immer wieder an den politischen Gegebenheiten, dennoch stellen Amokläufe immer wieder eine Zäsur dar, in der Gesellschaft und Politik das Thema diskutieren.

Die Definition eines Amoklaufs variiert von einer Statistik zur nächsten und hängt meist mit der Zahl der Opfer zusammen. Gang-Kriminalität und terroristische Zwischenfälle werden nicht zu den Amokläufen gerechnet. Trotzdem fand rund ein Drittel aller Massenschießereien weltweit seit den 1960er Jahren in den USA statt. Dabei kamen laut Studien zwischen 1982 und 2011 rund 200 Tage zwischen Amokläufen in den USA, seitdem hat sich die Frequenz jedoch deutlich erhöht. Während hinsichtlich der Täterprofile und der Motive keine übergreifenden Gemeinsamkeiten ausgemacht werden können, gibt es bei der Wahl der Waffen klar erkennbare Tendenzen: Halbautomatische Waffen kommen bei gut einem Viertel der Massenschießereien zum Einsatz, darunter bei sechs der zehn Vorkommnisse mit den größten Opferzahlen. Gut drei Viertel der eingesetzten Waffen waren von den Tätern dabei auf legalem Weg erworben worden.


Übersicht der folgenschwersten Amokläufe in den USA seit 1960

  • 1. August 1966, 17 Tote, Austin / Texas
    Student verschanzt sich auf einem Uhrturm auf dem Campus der University of Texas und schießt auf die Menschen am Boden.
  • 18. Juli 1984, 23 Tote, San Diego / California
    Nach einem gescheiterten Versuch, psychologische Hilfe zu bekommen, betritt ein Mann mit mehreren Waffen eine Mc-Donald’s-Filiale und tötet Angestellte und Gäste, darunter fünf Kinder.
  • 20. August 1986, 14 Tote, Edmond / Oklahoma
    Nach einer Ermahnung durch Vorgesetzte am Vortag betritt ein Postangestellter die Postfiliale und erschießt seine Kollegen und Vorgesetzten.
  • 16. Oktober 1991, 24 Tote, Killeen / Texas
    Arbeitsloser Seemann rast mit seinem Pickup in ein vollbesetztes Café und erschießt Gäste und Angestellte, vor allem Frauen.
  • 20. April 1999, 13 Tote, Columbine / Colorado
    Zwei Schüler platzieren Bomben in ihrer Schule. Als diese nicht zünden, ziehen sie mit Schusswaffen durch die Schule, ermorden zwölf Mitschüler und einen Lehrer.
  • 16. April 2007, 32 Tote, Blacksburg / Virginia
    Psychisch kranker Student verriegelt den Eingang zu einem Unterrichtsgebäude an der Virginia Tech University und zieht von Raum zu Raum. Er erschießt fünf Professoren und 27 Studenten.
  • 3. April 2009, 13 Tote, Binghamton / New York
    Eingebürgerter, aus Vietnam stammender Mann erschießt in einem Zentrum für Einwanderer 13 Menschen, vor allem Einwanderer aus Asien.
  • 20. Juli 2012, 12 Tote, Aurora / Colorado
    24 Jahre alter Mann dringt in ein Kino ein und schießt mit mehreren Waffen auf die Zuschauer eines Batman-Films. 12 Menschen sterben und 58 werden verletzt.
  • 14. Dezember 2012, 26 Tote, Netown / Connecticut
    Ehemaliger Schüler verschafft sich Zutritt zur Sandy Hook Grundschule. Er dringt in die Klassenräume von Erstklässlern ein und erschießt Kinder und Lehrer mit einer halbautomatischen Waffe.
  • 2. Dezember 2015, 15 Tote, San Bernardino / California
    Ehepaar mit pakistanischen Wurzeln stürmt die Weihnachtsfeier der Behörde, in der der Ehemann beschäftigt war und tötet dessen Kollegen. Ein mögliches terroristisches Motiv bleibt ungeklärt.
  • 12. Juni 2016, 49 Tote, Orlando / Florida
    Angeblich aus Rache für US-Militäreinsätze in der afghanischen Heimat seiner Eltern stürmt ein Mann einen Gay-Nachtclub Pulse in Orlando und erschießt die Gäste, hauptsächlich junge Latino-Männer.
  • 1. Oktober 2017, 60 Tote, Paradise / Nevada
    64jähriger schießt aus seinem Hotelzimmer in Las Vegas auf die Besucher eines Musikfestivals auf einer gegenüberliegenden Fläche. Der Täter benutzt dabei 24 verschiedene Waffen.
  • 5. November 2017, 26 Tote, Sutherland Springs / Texas
    Ehemaliger Soldat stürmt den Gottesdienst in einer Kirche und geht systematisch durch die Gänge, um die Anwesenden zu erschießen.
  • 14. Februar 2018, 17 Tote, Parkland / Florida
    19jähriger, ehemaliger Schüler dringt kurz vor Schulschluss in die Stoneman Douglas High School ein und schießt wahllos auf Schüler und Lehrer.
  • 3. August 2019, 23 Tote, El Paso / Texas
    Junger Rechtsextremist schießt in einem Walmart-Supermarkt auf Angestellte und Kunden und nimmt dabei vor allem Latinos ins Visier. Das Verbrechen wird als Hassverbrechen bewertet.
  • 24. Mai 2022, 21 Tote, Uvalde / Texas
    Ein ehemaliger Schüler dringt in eine Grundschule ein und hält eine vierte Klasse in einem Klassenraum fest. Während die Polizei zögert, erschießt er 19 Kinder und die beiden Lehrkräfte.

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