Zusammen mit den nahegelegenen Inseln Martha’s Vineyard und Nantucket gelten Cape Cod und die Umgebung als bevorzugte Reise- und Ausflugsziele in Massachusetts. Eine gute Autostunde vom Großraum Boston entfernt und auch von New York City aus in fünf Stunden erreichbar, ist die Halbinsel im Atlantik für viele Großstädter ein leicht erreichbares Ziel mit kilometerlangen Stränden, sehenswerten historischen Orten, unzähligen Sport- und Freizeitmöglichkeiten und viel Natur, das oft auch von prominenten Urlaubern besucht wird – zu den bekanntesten Gästen zählt die Familie Kennedy. Um hierher zu gelangen, stehen während der geschäftigen Sommersaison viele Zug-, Bus- und sogar auch Fährverbindungen aus Richtung Boston zur Verfügung, wo sich der nächstgelegene, größere Flughafen befindet.

Wer die Anreise plant, muss dabei beachten, dass es keinen Ort namens Cape Cod gibt. Der Begriff bezeichnet das gesamte Barnstable County beziehungsweise die gesamte Halbinsel. Diese ist durch zwei über den Cape Cod Canal führende Straßen- und eine Eisenbahnbrücke mit dem Festland verbunden, die Zufahrten befinden sich bei den Orten Sagamore und Bourne. Das Gewässer zwischen der Insel und dem Festland wird als Cape Cod Bay bezeichnet, die wiederum als Teil des Golfs von Maine betrachtet wird. Der Cape Cod Canal am Beginn der Halbinsel wurde 1916 angelegt, um den Handelsschiffen das umständliche und zeitraubende Umfahren von Cape Cod zu ersparen. Südlich dieser Durchfahrt und der Insel folgt eine Kette von kleineren Inseln, den Elizabeth Islands, die sich zum Teil im Privatbesitz verschiedener Zweige der Familie Forbes befinden.

Cape Cod ist seit Jahrhunderten Heimat des Volks der Wampanoag. Von den Angehörigen dieses Volks ist bekannt, dass sie den Puritanern von der Plymouth-Kolonie, die 1620 mit der Mayflower angekommen waren, mit ihren Fähigkeiten im Fischen und Farmen dabei halfen, den schwierigen Anfang zu überstehen. So wurde die Insel einer der ersten Orte des Landes, die von den Kolonialisten besiedelt wurden und so entstanden die 15 Städte, die es heute auf Cape Cod gibt, bereits im 17. Jahrhundert. Für viele Jahre lebten die Menschen vom Fischen und vom Walfang, die Landwirtschaft wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aufgegeben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann sich dann der Tourismus zu entwickeln, begünstigt durch eine verbesserte Eisenbahnanbindung und angetrieben von reichen Händlern aus Boston, die sich hier Sommerhäuser bauen ließen. Das Geschäft mit den Besuchern wurde schnell zur wichtigsten Einnahmequelle und nahm immer mehr Raum ein. Das war einer der Gründe, warum Präsident Kennedy – dessen Familie selbst seit Jahren Urlaub auf Cape Cod machte – 1961 die Cape Cod National Seashore ins Leben rief, mit der mehr als 60 Kilometer Küste unter Schutz gestellt wurden.

Auf dem Gebiet der Cape Cod National Seashore werden zwei Besucherzentren betrieben, ein saisonal geöffnetes in Provincetown und das ganzjährig geöffnete in Eastham. In den Besucherzentren gibt es Informationen zu den Angeboten des Schutzgebiets wie geführten Spaziergängen und Ausstellungen und Hinweise zu den Freizeitmöglichkeiten. Dazu gehören zwölf ausgewiesene Wanderwege, über die man einen näheren Eindruck von der Natur an der Küste erhält, und drei separate Radwege; Radfahrer dürfen aber auch alle anderen Straßen benutzen. Im Sommer verkehrt ein Shuttlebus mit Anhänger, über den man auch weiter entfernt liegende Punkte erreicht. Die wichtigste Attraktion der National Seashore sind allerdings die Strände. Es gibt sechs ausgewiesene Badestrände in dem Gebiet, die jeweils ausgeschildert sind.


Marconi Beach auf Cape Cod

Auch außerhalb des Schutzgebiets zählen die Strände zu den wichtigsten Attraktionen von Cape Cod. Insgesamt gibt es mehr als 900 Kilometer Küste und neben einigen privaten Strandabschnitten gibt es auch über 60 Bereiche, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Viele Besucher zieht es daneben zu den Leuchttürmen, für die die Insel bekannt ist. Vor allem in früheren Zeiten waren die Gewässer hier schwierig zu navigieren, was zu vielen gesunkenen Schiffen rund um die Insel führte – so vielen, dass mitunter die Bezeichnung “Meeresfriedhof” für die Küstenlinie von Cape Cod verwendet wird. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann man daher damit, mittels Leuchttürmen Orientierungspunkte zu setzen. Viele davon erfreuen sich heute großer Beliebtheit bei den Touristen. Dazu gehört zum Beispiel das Highland Light bei Truro, das 1797 erbaut wurde. Dieses ist der älteste und höchste Leuchtturm von Cape Cod und er ist noch immer in Betrieb. Im Jahr 1996 wurde das Highland Light von seiner ursprünglichen Position aus 140 Meter von der Küste weg bewegt, weil er wegen Erosion des Kliffs ins Meer zu fallen drohte. Dasselbe Vorgehen wurde 1998 auch beim Nauset Light in Eastham angewandt, bei diesem allerdings nur für sieben Meter. Das jetzt dort zu findende Gebäude wurde 1923 erbaut und befindet sich heute als Baudenkmal im Besitz des National Park Service. In der Nachbarschaft befinden sich die drei kleineren Leuchttürme, die als Three Sisters of Nauset bezeichnet werden. Ebenfalls sehenswert ist das 1876 erbaute Nobska Light auf dem südwestlichsten Punkt von Cape Cod bei Woods Hole, dessen Backsteinarchitektur mit einer eisernen Hülle verkleidet wurde. Weitere Leuchttürme befinden sich vor allem im nördlichen Abschnitt der Insel, der als Outer Cape bezeichnet wird.   

Das Outer Cape ist der am weitesten vom Festland entfernte Abschnitt der Insel. Allgemein wird für Ortsangaben in Outer, Upper, Lower und Mid-Cape unterschieden, wobei die scheinbar widersprüchliche Bezeichnung “Upper” für das der Küste am nächsten liegende Gebiet bei Erstbesuchern gelegentlich zu Verwirrung führen kann. Die Outer Bank ist touristisch besonders erwähnenswert, da sich hier viele der meistbesuchten Strände befinden. Am Ende der Insel liegt die Stadt Provincetown, bekannt als liberaler Ort der Künstler und als beliebter Ferienort der LGBT-Gemeinschaft. Rund 3000 Menschen haben hier ihren festen Wohnsitz, in der Saison kommen mehrere Zehntausend dazu. Das historische Zentrum der Stadt ist die Commercial Street, wo Restaurants, Bars und kleine Geschäfte zu finden sind. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen das Gebiet um den Hafen und vor allem das Pilgrim Monument, ein knapp 77 Meter hoher Turm aus Granit, dessen Grundstein 1907 von Präsident Roosevelt gelegt wurde. Am Fuß des Denkmals befindet sich ein Museum, das die Geschichte der Pilgerväter nachzeichnet. Ebenfalls einen Besuch wert ist der historische Leuchtturm Long Point Light aus dem Jahr 1827. Im etwa gleich großen Ort Wellfleet etwas weiter südlich findet jährlich im Oktober ein Austernfest statt. Viele Touristen zieht auch die kleine Stadt Eastham mit ihren rund 5000 Einwohnern an, nicht zuletzt wegen der erwähnten sehenswerten Leuchttürme. Der Ort gilt als Eingangspunkt zur National Seashore. Besonders sehenswert ist die 1680 im spätviktorianischen Stil erbaute Eastham Windmill. Bei einer weiteren Windmühle im benachbarten Orleans, der Jonathan Young Windmill, handelt es sich um eine wieder instand gesetzte aus dem 18. Jahrhundert.




Am “Ellenbogen” des Capes, also am östlichsten Punkt im Abschnitt Lower Cape, liegt das historische Städtchen Chatham, ebenfalls Standort eines sehenswerten Leuchtturms. Im Ort gibt es einige weitere Gebäude unter Denkmalschutz. Im Sommer, wenn zu den 6000 festen Einwohnern rund 20.000 Touristen hinzukommen, kann es rund um die hübsche Main Street recht voll werden, wo sich Geschäfte und Restaurants konzentrieren. Im benachbarten Harwich, mit 12.200 Einwohnern etwa doppelt so groß wie Chatham, findet jährlich im September ein Cranberry-Festival statt. Ganzjährig beliebte Ausflugsziele sind die Seen im Stadtgebiet, darunter auch der größte See von Cape Cod, Long Pond, auf dem gelegentlich Wasserflugzeuge landen. Auf der anderen Seite des Sees liegt der Ort Brewster, in dem die Town Hall sehenswert ist und wo sich das Cape Cod Museum of Natural History befindet. Auf dem weiteren Weg Richtung Festland folgt dann die aus drei Ortsteilen, den sogenannten Villages, bestehende Stadt Yarmouth mit knapp 24.000 Einwohnern, die stolz von sich behaupten kann, schon 1639 als Teil der Plymouth-Kolonie gegründet worden zu sein. 

Die benachbarte Stadt Barnstable ist mit 45.000 Einwohnern die größte auf Cape Cod. Hier befindet sich auch ein Regionalflughafen. Barnstable gilt seit langem als nobler Ferienort – dem Durchschnittseinkommen der Einwohner nach ist er der viertreichste Ort von Massachusetts -. was zu einem guten Teil damit in Verbindung steht, dass hier schon die US-Präsidenten Grant und Cleveland ihre Urlaube verbrachten. International bekannt aber wurde der Ort durch John F. Kennedy, der hier, auf dem Anwesen seiner Familie im Ortsteil Hyannis Port, im Sommer seine Geschäfte führte und den Landsitz daher zum “Summer White House” deklarierte. Das Anwesen, bestehend aus mehreren Gebäuden, befindet sich an der Marchant Avenue und befindet sich nun im Besitz einer Stiftung, die von der Familie Kennedy betrieben wird. Im Ortsteil Hyannis befindet sich auch das JFK Museum. Außerdem ist Hyannis der wichtigste Freizeit- und Fischereihafen von Cape Cod, bietet die meisten Gelegenheiten zum Shopping und ist der Ausgangspunkt für Fährverbindungen nach Nantucket und Martha’s Vineyard.

Die dem Festland am nächsten gelegenen Orte des Upper Cape beginnen dann mit der 14.000 Einwohner zählenden Stadt Mashpee, wo der South Cape Beach State Park liegt, in dem es Dünen, Marschland und einen schönen Strand aus weißem Sand gibt. Im Hinterland liegt die Mashpee National Wildlife Refuge, ein Naturschutzgebiet, in dessen Lebensräumen sich viele Tierarten heimisch fühlen. Die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Old Indian Meeting House, ein eher unscheinbares Gebäude, das aber aus dem Jahr 1684 stammt und damit nicht weniger als das älteste Kirchengebäude der Ureinwohner im Osten der USA ist. In der Stadt Sandwich, auf der dem Festland zugewandten Seite der Insel, befindet sich das Hoxie House, dessen Baujahr 1675 es zu einem der ältesten Wohnhäuser in Massachusetts macht. Daneben ist Sandwich Standort eines botanischen Gartens im Heritage Museum und eines Glasmuseums in einer stillgelegten Glasfabrik. Die sich anschließende Stadt Falmouth ist mit 31.500 Einwohnern die zweitgrößte von Cape Cod. Auch von hier, genauer aus dem Ortsteil Woods Hole, starten Fähren nach Martha’s Vineyard. Woods Hole ist auch die Heimat einiger bedeutender wissenschaftlicher Einrichtungen, darunter das angesehene Ozeanografische Institut und ein marinebiologisches Labor.


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