Das Thema der Einwanderung in die USA ist nicht nur historisch von größter Bedeutung, sondern ist auch heute ein allgegenwärtiges Thema, das auf vielen Ebenen diskutiert wird und Gegenstand erbitterter politischer Auseinandersetzungen ist. Doch wie viele Ausländer leben eigentlich in den USA? Wie viele davon sind illegale Einwanderer in die Vereinigten Staaten? Und welche Bedeutung hat die Einwanderung ins Land für das Alltagsleben der Amerikaner?

Bei der Betrachtung des Themas Immigration in die USA ist dabei zwischen verschiedenen Gruppen zu unterscheiden:

  • Legale Einwanderung, also z.B. Zuzug von Familienangehörigen von Menschen, die legal in den USA leben oder geschulte, angeworbene Arbeitskräfte;
  • Flüchtlinge (refugees; Menschen, die sich außerhalb des Landes befinden) und Asylbewerber (asylum seekers, Menschen, die bereits im Land sind und ihren Aufenthaltsstaus umwandeln wollen);
  • Illegale Einwanderung; also Menschen, die illegal die Grenze überqueren oder die bestehendes, temporäres Aufenthaltsrecht (z.B. Touristen) überziehen und im Land bleiben.

Die USA, wie wir sie heute kennen, gehen fast ausschließlich auf Einwanderer zurück. Die eigentlichen Bewohner des Kontinents, die amerikanischen Ureinwohner, stellen heute nur noch etwa 1% der Gesamtbevölkerung. Sie gerieten ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts durch einen stetig wachsenden Zustrom an Einwanderern in die Minderheit. Die ersten wichtigen Immigrantengruppen, deren Nachfahren über mehr als zwei Jahrhunderte die Geschicke des Landes steuerten, waren Europäer, vor allem Briten, Iren, Deutsche, Italiener und Russen. Viele von diesen kamen, weil sie sich in der „neuen Welt“ mehr Freiheit oder Schutz vor politischer oder religiöser Verfolgung versprachen, andere – vor allem die Iren – kamen aus wirtschaftlicher Not und mit der Aussicht auf fruchtbare Böden. Ebenfalls in großen Zahlen kamen Einwanderer aus Afrika, die allerdings als Sklaven keinerlei Rechte genossen.

Die massenhafte Einwanderung in die USA hielt immer weiter an. Amerika symbolisierte für viele die Chance auf einen Neuanfang. Mit dem Homestead Act setzte das Land dazu zusätzliche Anreize, es versprach jedem neuen Bürger ein eigenes Stück Land. Erst im Jahr 1921 gab es zum ersten Mal ein Gesetz, mit dem die Einwanderung reguliert werden sollte. Diesem allerdings eine rassistische Quotenregelung zugrunde. Während nord- und westeuropäische Migranten in großen Zahlen einreisen durften, war die Immigration in die USA unter anderem für Südeuropäer, Ostasiaten und Afrikaner fast oder vollständig unmöglich. Die festen Quoten pro Herkunftsland führten später auch dazu, dass die USA während der Nazi-Herrschaft unzählige jüdische Flüchtlinge aus Europa abwiesen, mit oft schrecklichen Folgen. Diese Handhabung der Einwanderung von Geflüchteten wurde später zu einem starken Argument für die Verabschiedung der Genfer Flüchtlingskonvention. Dennoch nahmen die USA zu Zeiten des Dritten Reichs mehr europäische Flüchtlinge auf als jedes andere Land.

Das auf Quoten basierende Einwanderungsrecht der USA wurde 1952 reformiert und schließlich 1965 so verändert, dass die Bevorzugungen bestimmter Nationalitäten und Rassen als Grundlage eliminiert wurden. Das führt zu einer signifikanten Veränderung der Zuwanderung in die USA. Waren um die Jahrhundertwende noch Jahr für Jahr mehr als eine Million Europäer ins Land gekommen, so stiegen die Zahlen nun stetig weiter an, wobei vor allem Migranten aus Südostasien und Zentral- und Südamerika für das Wachstum sorgten. Dies änderte die Bevölkerung des Landes nachhaltig: Im Jahr 1960 waren noch 84% der im Ausland geborenen Bevölkerung europäischer oder kanadischer Abstammung, bis zum Jahr 2010 sank dieser Anteil auf 15%.

Einwanderung ist der zentrale Faktor für das beständige Bevölkerungswachstum der USA. Von den legal im Land lebenden Menschen sind mehr als ein Viertel, also über 90 Millionen, im Ausland geborene Menschen und deren in den USA geborene Kinder. Den mit weitem Abstand größten Anteil daran haben aus Mexiko stammende Menschen.

In einem Land, in dem es keine zentrale Meldepflicht gibt und in dem die Bevölkerungszahlen und deren Zusammensetzung nur alle zehn Jahre in einer Volkszählung ermittelt wird, ist es schwierig, die Zahl der sich illegal im Land aufhaltenden Menschen genau zu bestimmen. Die Zahl der sich dauerhaft im Land aufhaltenden illegalen Einwanderer wird auf gut 10 Millionen geschätzt, das entspricht 3-4% der Gesamtbevölkerung. Etwa die Hälfte dieser Menschen sind mexikanischen Ursprungs. Obwohl sich die öffentliche Diskussion über die illegale Einwanderung meist auf unerlaubte Grenzübertritte an der südlichen Grenze fokussiert, handelt es sich bei knapp der Hälfte der Illegalen im Land um Menschen, die ihr Visum überzogen haben.

Personen ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung können vor allem wegen der fehlenden Sozialversicherungsnummer kaum Rechte in Anspruch nehmen. Kinder haben allerdings ungeachtet ihres Aufenthaltsstatus das Recht auf Schulbildung und es wird geschätzt, dass jährlich mehr als 60.000 illegal im Land lebende Jugendliche den High-School-Abschluss erreichen. Da ohne die Sozialversicherungsnummer keine Annahme einer regulären Arbeitsstelle möglich ist, greifen viele auf gefälschte oder gestohlene Ausweise zurück. De facto zahlen also viele undokumentierte Arbeitskräfte und ihre Arbeitgeber in die Sozialversicherung ein, ohne die Rechte daraus in Anspruch nehmen zu können.


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