Er sei „nicht nur ein Held seiner Zeit, sondern ein Held aller Zeiten“ gewesen, so formulierte es US-Präsident Barack Obama anlässlich des Todes von Neil Armstrong im August 2012. Zu diesem Zeitpunkt, mehr als 40 Jahre nach der Mondlandung der Mission Apollo 11, war sein Name noch immer jedem Amerikaner ein Begriff und der Gedanke an ihn, der als erster Mensch den Mond betreten hat, wird für immer untrennbar mit der Geschichte der NASA und der Raumfahrt allgemein verbunden bleiben. Dabei sind die ersten Schritte auf dem Mond nur ein Teil seiner Biographie, wenn auch die wichtigsten. Seine Worte beim Ausstieg aus dem Modul, “that’s one small step for a man, one giant leap for mankind”, die er sich seiner Aussage nach während des Fluges zum Mond überlegt hatte, gehören zu den berühmtesten Zitaten der Welt und sind in unzähligen Zusammenhängen tausendfach wiederholt worden. Armstrong selbst hatte allerdings nie der Held sein wollen, der er spätestens mit diesen ersten Schritten auf der Mondoberfläche wurde, sondern hatte sich immer zuerst als Wissenschaftler und Pilot gesehen.

Neil Armstrong wurde am 5. August 1930 als erstes von drei Kindern der deutschstämmigen Stephen Koenig Armstrong und Viola Louise Engel in dem kleinen Ort Wapakoneta im Westen von Ohio geboren, wo sich heute ein nach ihm benanntes Luft- und Raumfahrtmuseum befindet. Sein Vater arbeitete in wichtiger Position für den Bundesstaat Ohio und ermöglichte seinen Kindern damit den Zugang zu Dingen, die anderen Jugendlichen verschlossen blieben. Schon als Sechsjähriger saß Neil zum ersten Mal in einem Flugzeug, was sein Interesse an der Fliegerei weckte. Noch während er die High School besuchte, machte er seinen Flugschein. Folgerichtig entschied er sich dafür, ab 1947 ein Studium an der renommierten Purdue University in Indiana zu beginnen, um Flugzeugingenieur zu werden.  Armstrong war kein herausragender Student, schloss sein Studium aber 1955 mit dem Bachelor of Science ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die Weichen für seine weitere Karriere gestellt, denn er studierte mit einem Stipendium der US Navy, der gegenüber er sich im Ausgleich verpflichtet hatte. So wechselte er nach den ersten zwei Jahren seines Studiums für drei Jahre nach Pensacola in Florida, bevor er die letzten beiden Studienjahre absolvieren konnte.



Auf der Naval Air Station in Pensacola, der wichtigsten Trainingsbasis der Marineflieger, absolvierte Neil Armstrong ein umfassendes militärisches Flugtraining, über das er sich nach 18 Monaten zum vollwertigen Piloten qualifizierte. Er wurde zunächst nach San Diego transferiert  und brach im Juni 1951 nach Korea auf. Im August flog Armstrong seinen ersten Einsatz im Koreakrieg und nur wenige Tage später, am 3. September, geriet er unter Beschuss. Armstrong konnte sein Flugzeug vor dem Abschuss bewahren, beschädigte es aber bei seinem Ausweichmanöver. Er musste sich mit dem Schleudersitz retten und konnte von Kameraden unverletzt gerettet werden. Das geschickte Ausweichen unter feindlichem Beschuss war ein erstes Indiz für das besondere fliegerische Talent, das Neil Armstrong hatte. Während des Krieges flog er mehr als 70 weitere Missionen, die meisten davon Kampfmissionen.

Nach seiner Rückkehr in die USA und seinem Universitätsabschluss verdingte Neil Armstrong sich als Testpilot, zeichnete sich auch in diesem Job mit mehreren gekonnten Flugmanövern in Notsituationen aus und erwarb sich einen Ruf als technisch besonders gewandter Pilot. Im Januar 1956 heiratete er seine erste Frau Janet Elizabeth im Jahr 1956, die er in Purdue kennengelernt hatte. Die beiden hatten drei Kinder, Eric, Karen und Mark, doch schon 1961 wurde bei der Tochter ein bösartiger Gehirntumor festgestellt. Karen starb im Januar 1962.

Mit seinen fliegerischen Kenntnissen hatte Armstrong sich für ein Programm der Air Force qualifiziert, in dem nach geeigneten Männern für eine Mondlandung gesucht wurde. Trotzdem, so erzählte er später, war er nicht von Beginn an davon überzeugt, wirklich ins All fliegen zu können und seine Begeisterung für das Projekt wuchs erst mit der Zeit. Im September 1962, nachdem er verschiedene Testreihen durchlaufen hatte, wurde Armstrong offiziell zum Astronauten ernannt. Drei Jahre später erfolgte dann die Krönung seiner bisherigen Laufbahn: Gemeinsam mit David R. Scott flog er die Mission Gemini 8, mit der erstmals in der Geschichte ein Andockmanöver an einen Satelliten im Weltall gelang. Die Mission machte jedoch auch Schlagzeilen als die erste, in der Astronauten in Not gerieten, denn wegen eines technischen Defekts musste der Flug deutlich verkürzt und der geplante Raumausflug von Scott musste gestrichen werden. Armstrong war über das Nicht-Erreichen der Missionsziele sehr enttäuscht, obwohl die beiden Astronauten die Situation mit ihrem Manöver gerettet hatten. Nur wenige Tage nach Rückkehr zur Erde wurde Neil Armstrong zum Ersatzpiloten der anstehenden Gemini 11-Mission berufen, zudem durfte er Präsident Lyndon B. Johnson auf dessen Reise durch elf südamerikanische Staaten begleiten.



Das amerikanische Raumfahrtprogramm erfuhr einen schweren Rückschlag im Januar 1967, als bei einem Test die Kapsel der geplanten Apollo 1- Mission in Flammen aufging und alle drei Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Das Programm wurde jedoch, auch vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und dem Wunsch der USA, der Sowjetunion im Weltall voraus zu sein, fortgesetzt und sogar intensiviert, denn nur drei Monate nach dem Unglück wurden die Astronauten für den geplanten ersten Flug zum Mond benannt. Armstrong war der turnusgemäße Kommandant der Apollo 11- Mission und wurde einige Monate später als derjenige ausgewählt, der zuerst den Mond betreten sollte.

Am 16. Juli 1969 begann schließlich die Mission, die Armstrongs Name und die seiner Crewmitglieder Edwin Aldrin und Michael Collins weltberühmt machen sollte. Armstrong als Kommandant entschied, die automatische Landung abzubrechen und stattdessen von Hand zu steuern, um sicher aufsetzen zu können. Später kam heraus, dass für das Landemanöver nur noch Kraftstoff für 40 Sekunden übrig geblieben war. Als das Modul aufsetzte, informierte Armstrong die Kommandozentrale in Houston mit den berühmt gewordenen Worten “The eagle has landed” über den erfolgreichen Bodenkontakt. Rund sieben Stunden nach der Landung setzte Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. Es wird heute geschätzt, dass 450 Millionen in aller Welt diesen Augenblick an Radio oder Fernsehern miterlebt haben. Armstrong sprach im Anschluss lurz mit Präsident Richard Nixon über das Kommunikationssystem, setzte gemeinsam mit Aldrin die amerikanische Flagge in den Mondboden und unternahm einen kurzen Spaziergang, während dem er eine Box mit Erinnerungsstücken an die getöteten Mitglieder der Apollo 1-Mission und an die zwischenzeitlich verstorbenen russischen Kosmonauten Gagarin und Komarov zurückließ.

Nach der Rückkehr zur Erde und der sich anschließenden 18-tägigen Quarantäne war Armstrongs Leben nie mehr wie zuvor. Auf einer mehrwöchigen Rundreise durch die USA wurde die Crew in zahlreichen Städten gefeiert und bejubelt. Er verkündete schon bald nach dem Flug, dass er nicht mehr ins All reisen wollen würde und begann stattdessen, als Redner und Berater aufzutreten. Unter anderem nahm er 1970 an einem Besuchsprogramm in der Sowjetunion teil. Im Jahr darauf beendete er seine Tätigkeit für die NASA komplett und nahm eine Stelle als Dozent an der University of Cincinnati an. Diese Aufgabe nahm er bis 1979 wahr. In den Jahren 1970 und 1986 diente er jeweils in Kommissionen, deren Aufgabe die Untersuchung von Unfällen bei der NASA war.

Armstrongs Bekanntheitsgrad öffnete ihm auch viele Jahre nach der Mondlandung noch zahlreiche Türen und sorgte dafür, dass er viele gut bezahlte Positionen angeboten bekam. Er trat für einige Unternehmen, unter anderem für Chrysler, als Werbefigur auf, bei anderen – unter anderem bei Marathon Oil und United Airlines – diente er im Aufsichtsrat. Ebenso wurde mehrfach von allen Seiten versucht, ihn für politische Zwecke zu gewinnen, doch Armstrong lehnte immer ab.

1994 ließ Armstrongs Frau Janet sich von ihm scheiden – wohl weil sie die Konsequenzen aus einer seit zwei Jahren bestehenden Bekanntschaft ihres Mannes zu Carol Held Knight zog. Neil und Carol heirateten kurz nach der Scheidung. Etwa zur selben Zeit zog Armstrong sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Er gab keine Autogramme mehr und verwehrte sich gegen jeden Versuch, mit ihm und der Mondlandung Kasse zu machen. Eine Glückwunschkartenfirma, die sein berühmtestes Zitat verwendet hatte, verklagte er ebenso wie seinen langjährigen Friseur, der heimlich einige Haare Armstrongs an einen Sammler verkauft hatte. Die ihm zugesprochenen Summen spendete er jeweils. 2005 erschien eine von ihm autorisierte Biographie, geschrieben von James R. Hansen und auch im fortgeschrittenen Alter wurde Neil Armstrong immer wieder geehrt. So ist sowohl ein Asteroid als auch ein Krater auf dem Mond nach ihm benannt.

Neil Armstrong unterzog sich im August 2012 einer Gefäßoperation, von der er sich nicht mehr richtig erholte. Er starb am 25. August 2012 in Cincinnati.


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