Wo es vor 35 Jahren etwa 25 Weinkellereien gab, findet man heute mehr als 1200. Die Weinanbaugebiete Kaliforniens haben es nicht nur geschafft, sich international zu etablieren, sondern um sie herum ist eine Region gewachsen, die touristisch inzwischen zu den wichtigsten im Bundesstaat gehört. Dabei kommen die Besucher längst nicht mehr zu Weinverköstigungen und kulinarischen Erlebnistouren, sondern finden inzwischen auch viele andere Attraktionen vor. Das California Wine Country liegt im Nordteil des Bundesstaats, nördlich der San Pablo Bay und etwa eine Stunde von San Francisco entfernt. Das Weinland Kaliforniens erstreckt sich hauptsächlich über die  Counties Napa, Sonoma und Mendocino, wobei auch in anderen Regionen Californias Wein angebaut wird.

Von den knapp 250 festgeschriebenen Herkunftsgebieten amerikanischen Weins, den so genannten American Viticultural Areas oder kurz AVAs, liegen fast 140 in Kalifornien. Hier werden mittlerweile teilweise Spitzenweine produziert und mit einer Jahresproduktion von 17 Millionen Hektolitern belegen die USA inzwischen international den vierten Platz. Knapp 90% der amerikanischen Produktion stammen aus Kalifornien, wo bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts Weinbau betrieben wird.

Die erste Kellerei des Napa Valley wurde 1861 in St. Helena errichtet. Hier allein produzieren mehrere hundert Betriebe auf einer Anbaufläche von über 170 km² Weine. Den Durchbruch schaffte das Anbaugebiet, als 1976 bei einer Blindverkostung französischer Weine und solcher aus dem Napa Valley die Amerikaner als Sieger hervorgingen. Das Tal, dessen Boden zu einem großen Teil mit Sedimenten vulkanischen Ursprungs versetzt ist, erhebt sich Richtung Norden von Höhe des Meeresspiegels bis zu 110 Metern. Die Mayacamas-Berge im Westen und die Vaca-Berge im Osten umrahmen das Tal, in dem mehrere Klimazonen existieren. Hauptsächlich werden Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot Noir angebaut. Die Stadt Napa mit ihren 74.000 Einwohnern ist das Zentrum der Region. Die zweitgrößte Stadt des Napa Valley ist American Canyon mit knapp 20.000 Einwohnern, das sich wegen seiner Lage am nördlichen Ende des Tals “Gateway zum Napa Valley” bezeichnet. Der kleine Ort Yountville mit knapp 3000 Einwohnern im Süden des Tals war der Standort des ersten Weinbergs in der Region. Sie ist heute eines der Zentren des Tourismus mit zahlreichen Unterkünften und sehr guten Restaurants. Mit dem Lincoln Theatre befindet sich die wichtigste Theaterbühne des Napa Valley in Yountville. Die 5000-Einwohner-Stadt Calistoga am südlichen Ende des Tals rühmt sich als der Ort, an dem Wellness-Spas erfunden wurden, als 1862 ein Hotel an den hier gefundenen heißen Quellen errichtet wurde, das Badebehandlungen anbot. Calistoga bemüht sich erfolgreich um die Bewahrung seines kleinstädtischen Charmes und hat beispielsweise die Eröffnung von Fast Food-Restaurants untersagt.

Das westlich angrenzende Sonoma Valley produziert sogar noch mehr Wein. Auf über 240 km² Anbaufläche wird Wein angebaut, es gibt 250 Kellereien in 13 unterschiedlichen Anbauregionen mit eigenen Bezeichnungen. Schon 1812 wurden auf dem Gelände der Franziskanermission Mission San Francisco im heutigen Sonoma Trauben für Sakralweine angebaut und einzelne Triebe dieses Anbaus wurden in anderen Gegenden eingesetzt, um eigene Kulturen anzulegen. Diese Tradition wurde fortgesetzt, als der aus Ungarn stammende Immigrant Agoston Haraszthy einen Weinberg kaufte, sich in Europa in der Kunst des Weinbaus ausbilden ließ und mit Tausenden Pflanzen zurückkehrte. Das Sonoma Valley liegt zwischen den Mayacamas Mountains und den Sonoma Mountains und wird im Süden von der San Pablo Bay begrenzt.



Die Stadt Sonoma im Süden mit knapp 10.000 Einwohnern gruppiert sich rund um die Sonoma Plaza, einem nach mexikanischen Vorbild angelegten zentralen Platz, an dem sich unter anderem die Mission San Francisco, das Rathaus der Stadt, ein historisches Theater, mehrere Hotels und etwa 30 Restaurants befinden. Der Platz ist eines der beliebtesten Touristenziele des Valleys und steht auf der nationalen Liste der Baudenkmäler. Nicht nur für den Weinbau hat Sonoma historische Bedeutung. Für 26 Tage nach dem Ausrufen der Republik California im Jahr 1846 durfte sich die Stadt sogar als Hauptstadt der Republik bezeichnen, bevor Kalifornien zu den USA kam. In der Nähe des Orts liegt der Infineon Raceway, auf dem jährlich ein Rennen der NASCAR-Serie ausgetragen wird. Ebenfalls im Umland befinden sich einige kleine Ortschaften rund um geothermische Quellen in dieser Region. Zu diesen gehören El Verano, Aqua Caliente und Boyes Hot Springs, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts einen Namen als Kurorte gemacht haben.

Der knapp 1000 Einwohner zählende Ort Glen Ellen, trotz seiner überschaubaren Größe ein wichtiger Standort für Weinkellereien und Weinberge, ist ebenfalls ein beliebtes Ziel für Touristen. Diese zieht es besonders zum Jack London State Historic Park, der das ehemalige Wohnhaus der berühmten Schriftstellers, in dem er von 1909 bis 1916 lebte und die Gräber von Jack London und seiner Frau Charmian umfasst. Etwas weiter nördlich liegt der Ort Kenwood, in dem es einige Restaurants und Unterkunftsmöglichkeiten gibt. Das nördliche Ende des Sonoma Valley markiert die Stadt Santa Rosa mit 154.000 Einwohnern.

Nordwestlich von Santa Rosa liegt mit dem Mendocino County die dritte Region, die zum Wine Country gezählt wird. Innerhalb der Region werden zehn Herkunftsgebiete abgegrenzt, hauptsächlich Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir. Viele Hersteller im Napa Valley nutzen teilweise Trauben aus dem Mendocino County für ihre Weine. Viele Winzer hier konzentrieren sich auf die Produktion organischer Weine. Die Berge der Mendocino Range teilen das Gebiet in zwei grundsätzliche Klimazonen, von denen die westliche vom Pazifischen Ozean beeinflusst wird und die östliche ein allgemein wärmeres Klima aufweist. Im westlichen Abschnitt, wo sich die Anbaugebiete Anderson Valley und Mendocino Ridge befinden, wird seit einiger Zeit erfolgreich Schaumwein produziert. Das etwa 100 Kilometer nördlich von Santa Rosa gelegene Ukiah mit seinen etwa 16.000 Einwohnern wurde bereits als eine der „Best Places to live“ ausgezeichnet.

Insgesamt ist das Wine Country Kaliforniens ein so beliebtes Ziel für Reisen und Tagestouren, dass der Tourismus neben dem Weinanbau zur wichtigsten Einnahmequelle der Region geworden ist. Es gibt diverse Angebote für Besucher, die hier darüber hinaus eine Reihe ausgezeichneter Restaurants vorfinden. Nach Zahl der Übernachtungen ist Wine Country inzwischen die zweitgrößte Touristenattraktion Californias nach Disneyland. Mit Kleinbussen werden Weintouren durch das Napa und das Sonoma Valley angeboten, bei denen immer auch Besichtigungen von Keltereien inklusive Verköstigungen beinhaltet sind.