Europäische Entdeckung und Zugehörigkeit zu Mexiko

Der heute der Einwohnerzahl nach größte amerikanische Bundesstaat hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Vor dem Eintreffen der ersten europäischen Entdecker verhältnismäßig stark durch indianische Völker besiedelt, kam im Jahre 1542 mit dem Portugiesen Cabrilho der erste Europäer im Rahmen einer Entdeckungsreise an die kalifornische Pazifikküste. Ab 1769 nahmen dann die Spanier das Gebiet für sich in Anspruch. Dazu wurden 21 Missionsstationen entlang der Küste errichtet und California später, ab 1821, dem Staat Mexiko zugeschlagen, der von den Spaniern begründet worden war.

Im Jahr 1846 kam es zum Krieg zwischen Mexiko und den USA, in dessen Folge California für sich die Unabhängigkeit beanspruchte. Diese allerdings währte nur bis zum Jahr 1848, als im Frieden von Guadalupe Hidalgo das Gebiet den USA zugeschlagen wurde, dessen 31. Bundesstaat California im Jahr 1850 wurde.

Goldrausch und Anschluss ans Eisenbahnnetz

Zwischenzeitlich war das Interesse der USA an dem früher kaum erreichbaren Gebiet ganz im Westen stark gewachsen. Nach ersten Goldfunden war im ganzen Land der Goldrausch ausgebrochen und unzählige Wagemutige aus den östlichen Staaten suchten ihr Glück in California. Um die 250.000 Menschen machten sich zwischen 1846 und 1848 auf den äußerst beschwerlichen Weg nach Westen, nicht nur, um Gold zu finden, sondern auch, um in einem klimatisch begünstigten Gebiet ein besseres Auskommen zu finden. Die größte Gruppe derer, die Kalifornien zu ihrer neuen Heimat machten, waren Farmer aus den Südstaaten und dem Mittleren Westen. Die wenigsten jedoch fanden dort schließlich tatsächlich das erhoffte Gold, doch mit der Massenwanderung hatte sich eine Veränderung der Gesellschaft und ihrer Einstellungen ergeben, die Amerika bis zum heutigen Tage prägen sollte.

Während des amerikanischen Bürgerkriegs stand Kalifornien auf Seiten der Unionstruppen des Nordens, die es mit Soldaten und finanziell unterstützte. Die meisten Soldaten blieben jedoch an der Westküste, wo sie Standorte der Armee bewachten oder gelegentliche Aufstände von Indianern zurückschlugen. Kalifornien selbst blieb vom Krieg zwischen Nordstaaten und Konföderierten verschont. Nach Ende des Kriegs, im Jahr 1869, erfuhr California mit der Fertigstellung der ersten transkontinentalen Eisenbahnstrecke, erstmals direkten Anschluss an den Rest des Landes. Zugleich waren damit die Weichen gestellt für den wirtschaftlichen Aufschwung und die Industrialisierung Kaliforniens ab der Jahrhundertwende.

Industrialisierung, Internierung von Japanern und Neuzeit

Die neuen Herausforderungen der industrialisierten Gesellschaft sorgten auch in Kalifornien für Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern, die sich mitunter in Gewalt entlud, zum Beispiel bei der Explosion einer Bombe in der Druckerei der Los Angeles Times im Jahr 1910. Nach einem Wiederaufflammen der Arbeiterbewegung kam es 1934 zu einem langen, umfassenden Streik in Städten entlang der Küste, der zur Etablierung von Gewerkschaften in Amerika führte. Die harte und schlechtbezahlte Saisonarbeit auf den Farmen und Plantagen, für die jedes Jahr etwa 200.000 Menschen nach und durch Kalifornien zogen, blieb davon jedoch unberührt.

Während des Zweiten Weltkriegs spielte California eine besonders wichtige Rolle für die Kriegsteilnahme der USA. Weil die Westküste dem japanischen Gegner am nächsten lag, entstanden hier zahlreiche Einrichtungen zur Unterstützung der Kriegsmaschinerie. In Richmond beispielsweise, einem Vorort von San Francisco, wurden Militärfahrzeuge und Schiffe am Fließband gebaut.

Der Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg war durch einen japanischen Angriff auf den Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii hervorgerufen worden. Die amerikanische Regierung ließ in der Folge mehr als 100.000 Japaner und japanischstämmige Amerikaner, die an der Westküste lebten, in Internierungslager bringen, um einem vermuteten großangelegten Angriff Japans vorzubeugen. Die Lebensumstände innerhalb dieser – hastig errichteten – Lager waren zumindest teilweise schwer zumutbar, auch wenn es keine generellen Entwürdigungen oder gar Gewaltakte gegen die Insassen gab. Dennoch gab es 1988 eine offizielle Entschuldigung und die Auszahlung von Entschädigungen der amerikanischen Regierung unter Ronald Reagan für das Fehlverhalten Amerikas, bei dem viele Menschen über Nacht ihre Häuser verlassen und unter unwürdigen Bedingungen leben mussten. Viele der Lager waren auf kalifornischem Boden errichtet worden.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte California einen erneuten starken Bevölkerungsanstieg, begünstigt durch das milde Klima, das über Filme aus Hollywood verbreitete Idealbild der Westküste und den hier stark ausgeprägten Freigeist, der sich schliesslich auch in der Hippie-Bewegung ausdrückte. Neben der Entertainment- entwickelte sich vor allem die High Tech-Industrie in Kalifornien. Gemeinsam mit einem früh erdachten und angewandten, fortschrittlichen Bildungssystem waren so die Weichen dafür gestellt, dass California bis heute für sich allein betrachtet eine der wirtschaftlich stärksten Regionen der Welt ist.