Der Begriff Louisiana Purchase bezeichnet den im Jahr 1803 erfolgte Kauf des riesigen Gebiets, der von den Franzosen unter dem Namen “Louisiana” verwaltet wurde. Der Kauf ist rückblickend betrachtet wohl die wichtigste Hinterlassenschaft der Präsidentschaft von Thomas Jefferson, denn der Zukauf erweiterte nicht nur das Staatsgebiet beträchtlich und zu einem äußerst günstigen Preis, sondern er ermöglichte zugleich auch die weitere Expansion bis zum Pazifischen Ozean und stärkte die Position der USA in der Welt.

Frankreich hatte sich das Areal am Ende des 17. Jahrhunderts gesichert. New Orleans war der wichtigste Ort in dem Gebiet, denn als bedeutendster Hafen am Mississippi ließ sich von der Stadt aus der gesamte Warenverkehr auf dem Fluss kontrollieren. New Orleans war damit nicht nur die wichtigste Stadt außerhalb des Nordostens geworden, sondern auch eine der größten und reichsten. Neben den Franzosen erhob jedoch auch Spanien Ansprüche auf das Gebiet und nach der französischen Niederlage gegen Großbritannien im Siebenjährigen Krieg kam das Land westlich des Mississippi an Spanien. Dieses Konstrukt funktionierte zunächst gut; Amerikaner konnten in dem von Spanien kontrollierten Territorium siedeln und auch die Benutzung des Hafens von New Orleans war ihnen gestattet, über den sie ihre Güter verschiffen konnten. Als der spanische Gouverneur den Amerikanern dieses Recht allerdings 1798 entzog, stand die wirtschaftliche Grundlage vieler Menschen auf dem Spiel und Präsident Jefferson war zum Handeln gezwungen. Nur drei Jahre später zog der nächste Gouverneur das Verbot zwar wieder zurück, doch in einem geheimen Vertrag war Louisiana schon 1800 wieder an Frankreich zurück gegangen und 1801 hatte Napoleon Soldaten nach New Orleans gesandt, um den Posten zu sichern. Die Amerikaner betrachteten die Verwendung des Gebiets als Schachfigur zwischen den europäischen Großmächten mit Argwohn und fürchteten zudem Napoleons Expansionspläne in der Neuen Welt.



Präsident Jefferson schickte zwei Emissäre nach Paris, um Verhandlungen aufzunehmen. Dem Präsidenten ging es eigentlich nur um New Orleans, dessen überragende Bedeutung und der mit der Stadt verbundene Zugang zum Mississippi als Transportweg für die Menschen in Amerika gesichert und außerhalb des Einflusses ausländischer Mächte gestellt werden sollten. Seine Gesandten waren James Monroe, späterer fünfter amerikanischer Präsident und  Robert R. Livingston, der zuvor bis 1783 als erster amerikanischer Außenminister gedient hatte. Jefferson erwartete harte, schwierige Verhandlungen und er gab seinen Botschaftern einen Brief an die französische Regierung mit, in dem er kaum verdeckt damit drohte, dass die Amerikaner sich zukünftig an die Seite der Briten und damit gegen Frankreich stellen würden, sollten die Franzosen New Orleans nicht freigeben. Historiker können heute belegen, dass Jefferson tatsächlich bereit war, in einen Krieg gegen Frankreich zu treten, so sehr beunruhigte ihn der französische Versuch, die Präsenz in Nord- und Mittelamerika auszuweiten. Napoleon befand sich andererseits in einem anhaltend angespannten Verhältnis mit Großbritannien und bereitete Anfang 1803 eine Invasion beim Erzfeind vor. Zudem waren kurz zuvor seine Pläne, in Haiti auf militärischem Weg die Kontrolle zu übernehmen, gescheitert. Er hatte daher, noch bevor die amerikanischen Gesandten in Paris eintrafen, seine Strategie in Bezug auf die Kolonien in der Neuen Welt bereits so gut wie aufgegeben und war bereit, sich von Louisiana zu trennen – nicht nur von New Orleans, sondern von dem gesamten Gebiet vom Mississippi bis zu den Rocky Mountains.

Livingston und Monroe sollten ihre Verhandlungen in Paris Mitte April 1803 aufnehmen und die beiden Gesandten hatten von Jefferson die Befugnis erhalten, für New Orleans bis zu zehn Millionen Dollar zu bieten. Als jedoch am 11. April Napoleons Schatzmeister Barbé-Marbois die Emissäre kontaktierte, um ihnen das gesamte, um ein Vielfaches größere Gebiet Louisiana für 15 Millionen Dollar anzubieten, wussten beide nicht, wie sie reagieren sollten. Zwar schien das Angebot überaus verlockend zu sein, doch Livingston zögerte. Einerseits hatte er keine Autorisierung über eine so hohe Summe von Jefferson, andererseits war es keineswegs überall anerkannt, dass Frankreich überhaupt Anspruch auf die Gebiete westlich des Mississippi hatte. Wie sich später herausstellen sollte, stellte Spanien genau dies in Frage. Livingston und Monroe entschieden schließlich, ihre Bedenken beiseite zu wischen und das ihnen unterbreitete Angebot anzunehmen. Sie waren davon ausgegangen, dass das Angebot mehr oder weniger aus einer Laune Napoleons heraus entstanden war und dass dieser es sich schnell wieder anders überlegen könne. Am 30. April 1803 unterzeichneten sie den Vertrag zum Kauf von Louisiana im Namen der Regierung der USA, was Livingston zu seinem berühmt gewordenen Ausspruch veranlasste:

We have lived long, but this is the noblest work of our lives. From this day, the United States take their place among the powers of the first rank.

Mit der Unterschrift der beiden jedoch war diese wichtige Episode der amerikanischen Geschichte keineswegs beendet. Als die Kunde vom Kauf Washington erreichte und am 4. Juli veröffentlicht wurde, regte sich bald politischer Protest gegen das Handeln Jeffersons, dem vor allem von der Partei der Federalists vorgeworfen wurde, seine Kompetenzen für alleinige Entscheidungen als Präsident überschritten zu haben. Zudem kam schnell die Frage auf, ob Napoleon tatsächlich überhaupt in der Position gewesen sei, über das Gebiet zu bestimmen. Die Federalists, die sich darüber hinaus dafür aussprachen, die Beziehungen zu Großbritannien statt derer zu Frankreich zu verbessern, versuchten zu belegen, dass Louisiana eigentlich den Spaniern gehörte. Obwohl sie mit dieser Meinung richtig lagen, denn der Verkauf entsprach nicht den zwischen Frankreich und Spanien getroffenen vertraglichen Vereinbarungen, gelang es der Partei nicht, die entscheidende Mehrheit gegen die Absegnung des Vertrags im Repräsentantenhaus zu organisieren – sie unterlagen bei der Abstimmung mit gerade einmal zwei Stimmen Unterschied. Der Senat stimmte im Oktober mit deutlicher Mehrheit zu. Kurz darauf wurden Expeditionen zur Erkundung des hinzugewonnenen Gebiets beschlossen, von denen die von Lewis und Clark die berühmteste wurde. Die formale Übergabe von New Orleans, dem wichtigsten Bestandteil des Kaufs, erfolgte am 20. Dezember 1803, die feierliche Übereignung des gesamten Gebiets wurde am 1. Oktober 1804 in St. Louis vorgenommen.

Die gesamten im Louisiana Purchase erworbenen Territorien vergrößerte das Staatsgebiet der USA um mehr als 2,1 Millionen Quadratkilometer. Zudem machte der Kauf den Weg in die noch weiter westlich gelegenen Gebiete frei, die später ebenfalls zu den USA kamen:

Bezahlt wurden die 15 Millionen Dollar mit einer Anzahlung von drei Millionen und der Ausgabe von Anleihen über den Restbetrag. Da Napoleon das Geld schnell benötigte, übernahmen die Barings Bank in London und die Hope and Company in Amsterdam die Anleihen und zahlten den Betrag aus. Napoleon hatte das Geld eigentlich für den Bau von Kanälen in Frankreich eingesehen, doch letztendlich gab er fast den gesamten Betrag aus, um die Invasion seiner Armee in Großbritannien zu finanzieren.

Über viele Jahre jedoch sollte der Streit um das neue Louisiana Territory fortbestehen. Vor allem ging es darum, dass Spanien – das weiterhin zu recht darauf verwies, dass der Kauf als solches dem Vertragsrecht widersprach – eine andere Definition des erworbenen Gebiets hatte als die USA. Während die Amerikaner davon ausgingen, dass ihnen mit dem Louisiana Purchase alles Land westlich des Mississippi bis zu den Rocky Mountains zustand, sah Spanien nur einen recht schmalen Streifen am westlichen Flussufer inklusive St. Louis und New Orleans als verkauft an. Dieser Konflikt wurde erst 1819 beigelegt, als die Länder den Adams-Onis-Vertrag schlossen. Mit diesem Abkommen wurden sämtliche strittigen Grenzfragen in Nordamerika zwischen den beiden Nationen geklärt. In diesem Rahmen übernahmen die USA Florida von Spanien, während Teile von Texas wieder unter die Verwaltung der Europäer fielen. Die schwierige Frage des Umgangs mit den in dem Gebiet lebenden afrikanischen Sklaven und freien Schwarzen dagegen wurde zwar mit mehreren Gesetzen adressiert, letztendlich jedoch erst durch den Civil War gelöst. 


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