Wie es an einer amerikanischen High School zugeht, haben schon unzählige Filme und Serien gezeigt. Auch die Namen vieler Universitäten in den USA sind vielen geläufig und den Anblick der typischen, gelben Schulbusse kennt auch jeder. Doch wie funktioniert eigentlich das amerikanische Schulsystem, wie ist es aufgebaut? Ein Überblick.

Frühkindliche Bildung und Grundschule

Der Einstieg ins amerikanische Schulsystem und damit zur Schulpflicht beginnt mit fünf oder sechs Jahren mit der Grundschule, die in den USA Elementary School heißt. Deren erste Stufe wird in den USA als Kindergarten bezeichnet, der damit also nicht dem ursprünglichen deutschen Begriff entspricht. Im frühkindlichen Alter können Kinder nicht-staatliche Einrichtungen besuchen, die Nursery, Day Care oder Pre-School heißen und die nicht verpflichtend sind. Die Grundschule geht, je nach Schulbezirk, bis zur vierten, fünften oder sechsten Klasse.

Mittelstufe

Auf die Grundschule folgt im Schulsystem der USA die Mittelstufe. Sie deckt normalerweise die Klassen sechs bis acht ab, es gibt aber in den Schuldistrikten im ganzen Land auch zahlreiche andere Varianten, zum Beispiel 5.-8. oder 6.-7. Klasse. Die Schulen heißen Middle School oder Junior High School. Die unterschiedlichen Bezeichnungen bezogen sich ursprünglich auf verschiedene Bildungskonzepte, die sich heute aber weitgehend überschneiden.

Oberstufe

Der letzte Abschnitt der verpflichtenden schulischen Bildung in den USA ist die High School, in Unterscheidung zur Junior High auch manchmal als Senior High School bezeichnet. Sie geht bis zur 12. Klasse, danach endet die Schulpflicht. Die Schülerinnen und Schüler sind dann in der Regel 17 oder 18 Jahre alt. Die Klassenstufen haben inoffizielle, aber überall bekannte Bezeichnungen: Neuntklässler sind „Freshmen“, Zehntklässler „Sophomores“, Elftklässler „Juniors“ und Zwölftklässler „Seniors“.

In den amerikanischen Schulen findet zu keinem Zeitpunkt eine Unterteilung des Schulsystems nach Begabung oder schulischer Leistung statt. In den Kursen, von denen einige Fächer verpflichtend sind und andere je nach Neigung gewählt werden können, sitzen alle Angehörige einer Altersklasse zusammen. Es gibt also zum Beispiel keine Gymnasien, oft aber spezielle „Honors“-Kurse für begabte Schülerinnen und Schüler sowie gezielte Förderung für alle, die Schwierigkeiten haben, mitzuhalten.

College und Universität

Da alle Schülerinnen und Schüler, die die High School beenden, dasselbe Abschlusszeugnis (high school diploma) bekommen, gilt dieses nicht automatisch als Berechtigung zum Studieren. Wer diesen Weg einschlagen möchte, muss den Verlauf der Noten und den Schwierigkeitsgrad der an der High School belegten Kurse mit einem sogenannten Transcript nachweisen, zusätzlich werden häufig noch Einstufungstests durchgeführt.

In den Hochschulen, die entweder University oder College heißen können, steigt man zunächst in das Undergraduate Program ein. Dabei handelt es sich meist um vier- oder fünfjährige Studiengänge, die zu einem Bachelor-Abschluss führen. In deren ersten beiden Jahren geht es zumindest teilweise um eine Weiterführung der allgemeinen Bildung aus den High Schools, In von der öffentlichen Hand betriebenen Community Colleges werden auch zweijährige, berufsbezogene Studiengänge angeboten. Nach dem Bachelor können Studierende in Graduate Programs noch einen Master-Abschluss und anschließend einen Doktortitel (Ph. D.) anstreben. Eine betriebliche Ausbildung, die von einer Berufsschule begleitet wird, ist in den USA weitestgehend unbekannt.




Es gibt in den USA eine Bildungs-, aber keine Schulpflicht, daher ist auch Homeschooling zulässig; etwa 3% der Schülerinnen und Schüler werden zuhause unterrichtet. Der Schulbesuch ist dabei bis zum Abschluss der High School grundsätzlich kostenlos möglich, es gibt aber auf allen Ebenen auch private Angebote, für die Gebühren bezahlt werden müssen. Bei der Universitätsbildung fallen immer Studiengebühren an. Von den rund 4500 Hochschulen im Land sind mehr als die Hälfte in privater Hand, aber auch an den öffentlichen Universitäten werden Gebühren erhoben. Die Kosten können stark variieren, sie können bei rund $10.000 pro Jahr liegen, aber auch bei deutlich über $50.000. Viele Eltern fangen daher schon bei der Geburt des Kindes damit an, für den College-Besuch des Nachwuchses zu sparen. Es gibt aber in den USA auch sehr viele Programme für Stipendien oder Zuschüsse, etwa für soziale Härtefälle, aber auch für besonders gute Schüler, Künstler oder Sportler.

Die Organisation und ein Großteil der Finanzierung des Bildungssystems in den USA obliegt den einzelnen Bundesstaaten. So kommt es, dass es im Bereich der Grundschule und der Mittelstufe einige Unterschiede von einem Ort zum anderen geben kann. Die USA geben pro Kopf mehr für das Bildungssystem aus als jeder andere Staat. Trotzdem liegen amerikanische Schülerinnen und Schüler bei internationalen Bildungsvergleichen meist nur im Mittelfeld.


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