Sogar an der ohnehin sehenswerten Pazifikküste des amerikanischen Nordwestens gelingt es dem Olympic National Park noch einmal, landschaftliche Highlights zu setzen. Das liegt vor allem daran, dass der Nationalpark besonders vielseitig ist und so unterschiedliche Landschaftsformen wie Wald, Küste, Gebirge und Regenwald aufweisen kann. Der Olympic National Park besteht seit 1938, zuvor hatte das Gebiet seit 1909 den Status eines National Monuments. Seit 1981 ist der Nationalpark zudem als Weltnaturerbe anerkannt. Der beste Ausgangspunkt für eine Erkundung des Parks ist die Stadt Port Angeles auf der Halbinsel vor Seattle. Von der Metropole aus erreicht man Port Angeles mit dem Auto in etwa 2,5 Stunden. Der National Park selbst ist mit dem Auto nur zu einem sehr kleinen Teil zu erkunden.

Port Angeles liegt im Norden des Olympic Nationalparks. Weitere mögliche Zugangspunkte sind die Orte Forks im Westen und Hoodsport im Süden. Alle diese Orte sind zu erreichen über den Highway 101, der einmal rings um das Nationalparkgelände herum führt. Wer nur kurz Zeit hat, sollte sich im Vorfeld entscheiden, welcher Abschnitt des Parks besichtigt werden soll, denn man kann das Gebiet nicht mit dem Auto durchqueren. Besucherzentren befinden sich in Port Angeles, an der Hurricane Ridge etwa 30 Kilometer südlich von Port Angeles und im Abschnitt Hoh Rain Forest etwa 45 Kilometer südlich von Forks. Diese Center erteilen Auskünfte über die aktuellen Verkehrs- und Wetterverhältnisse, informieren über Programme der Park Rangers und stellen die Erlaubnisscheine aus, um über Nacht im Park bleiben zu dürfen und nehmen die Reservierungen für die Campingplätze vor, von denen es innerhalb des Nationalparks 16 Stück mit mehr als 700 Plätzen gibt.

Die Wälder in den Niederungen mit ihrem alten Baumbestand sind vor allem bei Wanderern beliebt. Beliebte Ziele sind der Elwha River, auf dem auch Rafting angeboten wird oder der Gebirgssee Lake Crescent am Fuß der Olympic Mountains, dessen klares Wasser mit Kanus und Segelbooten befahren wird. Hier gibt es auch viele Picknickplätze. Ebenfalls sehenswert ist das vom See etwa 35 Kilometer entfernt liegende Sol Duc Valley im nordwestlichen Teil des Nationalparks. Hier gibt es, ebenso wie am Lake Crescent, eine Lodge mit Übernachtungsmöglichkeiten. Die wichtigste Attraktion in diesem Bereich sind die Lachse, die man hier im Spätherbst dabei beobachten kann, wie sie bei ihrer Wanderung flussaufwärts sogar über Wasserfälle springen.


Lake Crescent

Eine ganz besondere Sehenswürdigkeit ist der gemäßigte Regenwald im Olympic Nationalpark, der hier in zwei Abschnitten vorkommt. Aufgrund der Gegebenheiten fällt in dieser Region die jährlich größte Niederschlagsmenge der kontinentalen USA. Der Hoh Rainforest erstreckt sich über eine Länge von knapp 40 Kilometern entlang des Hoh River. Der Wald besteht in erster Linie aus Fichten, die mit Moosen und Flechten bewachsen sind. Hier leben zahlreiche Tierarten, darunter auch Schwarzbären, Pumas und eine nur hier vorkommende Wapiti-Art, die “Roosevelt Elk” genannt wird. Es stehen Picknick- und Campingplätze sowie ein Netz von Wanderwegen zur Verfügung. Dasselbe gilt für einen weiteren Abschnitt mit Regenwald am Quinault River, hier stehen einige der höchsten Bäume der Welt. Der Lake Quinault in der Nähe befindet sich außerhalb der Parkgrenzen und gehört dem gleichnamigen Ureinwohner-Volk. Rund um den See befinden sich mehrere Unterkunftsmöglichkeiten in Resorts.



Ganz andere Bilder wiederum zeigt der National Park in seinem alpinen Gebirgsbereich. Dieser liegt zentral im Park und wird bestimmt von den Olympic Mountains, deren höchste Erhebung, Mount Olympus, eine Höhe von 2427 Metern erreicht.  Es gibt zehn nennenswerte Gipfel in den Olympic Mountains, die zum Teil von Seattle aus zu erkennen sind. Die Bergrücken und Gipfel sind von Gletschern bedeckt, darunter der fast fünf Kilometer lange Hoh Glacier, aus dem der gleichnamige Fluss entspringt, der in seinem Verlauf den Regenwald am Fuß des Berges durchquert. Dieser Gebirgszug sorgt für das besonders feuchte Klima an der dem Pazifik zugewandten Westseite, wo der Regenwald zu finden ist. Entsprechend ist dieses Gebiet im Winter auch sehr schneereich. Vergleichsweise leicht zugänglich und daher bei Besuchern sehr beliebt ist die äußerst sehenswerte Hurricane Ridge, eine Gegend in den Bergen auf etwa 1600 Metern Höhe mit tollem Panoramablick und einer kleinen Station der Park Rangers sowie einen kleinen Laden, einen Campingplatz und Picknickplätze, die allerdings nur im Sommer zugänglich sind. Zwar führt eine asphaltierte Straße von Port Angeles aus bis zur Hurricane Ridge, diese ist von Herbst bis Frühjahr aber nur an den Wochenende geöffnet. Einmal angekommen, entdecken Besucher mehrere Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die tiefer hinein in die Bergwelt und zu einigen kleinen Gebirgsseen führen. In den Wintermonaten ist Ski- und Snowboardfahren möglich, es gibt auch einen Lift. Zu beachten ist, dass der Name nicht von ungefähr kommt, hier oben ist oft mit scharfen Winden zu rechnen und auch Schneefall im Sommer ist nicht ganz ausgeschlossen.

Rund 30 Kilometer westlich der Berge liegt dann der Pazifik, von dessen Küste 97 Kilometer zum Nationalpark gehören. Dieser Küstenabschnitt ist weitgehend naturbelassen und wegen seiner oft felsigen Topographie kommen nur wenige der jährlich rund drei Millionen Parkbesucher in die weniger zugänglichen Bereiche. An den Stellen, an denen sich der Hoh River und der Quileute River in den Ozean ergießen, befindet sich jeweils eine Siedlung von Ureinwohnern. Der am häufigsten von Touristen besuchte Teil der Küste liegt in der Nähe des Ozette Lake, einem großen, naturbelassenen See, dessen Boden unterhalb des Meeresspiegels liegt. Hier befindet sich ebenfalls eine Außenstelle der Park Rangers sowie ein Campingplatz (der im Sommer schnell ausgebucht ist). Vor allem aber beginnen hier mehrere beliebte Wanderwege, über die man die oft wilde Gegend bis hin zum Meer erkunden kann. Die wichtigste dieser Routen ist der Ozette Loop, der über insgesamt 14 Kilometer zunächst über einen Boardwalk durch ein Sumpfgebiet und dann an der Küste entlang führt.

Der gesamte Nationalpark mit seinen zahlreichen unterschiedlichen Ökosystemen ist ein vielseitiger Lebensraum für zahllose Tier- und Pflanzenarten, darunter einige, die nur hier auf der Halbinsel vorkommen. Mehr als 90% des gesamten, 373.000 Hektar großen Gebiets des Nationalparks stehen als Wildnis unter besonderem Naturschutz.


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