Als die Vereinigten Staaten von Amerika den Prozess der Loslösung von der britischen Kolonialmacht hinter sich gebracht hatten und das Land dabei war, sich selbst auf konstitutionelle Füße zu stellen, konnten die Vordenker dieser im Entstehen begriffenen neuen Nation auf einiges an Erfahrungen zurück greifen, die in der Alten Welt mit den Begriffen Demokratie und Republik gemacht worden waren. Die USA verstanden sich von Anfang an als einen Ort des Neubeginns, als das Land, an dem jeder durch die Arbeit der eigenen Hände etwas aus sich machen konnte.

Aus diesem Selbstverständnis heraus entstand nicht nur die bis heute spürbare amerikanische Mentalität, nach der man selbst und nicht der Staat für sein Wohlergehen verantwortlich ist. Das Verständnis von Amerika als einem Ort, an dem jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, bedingte auch von Anfang an eine durch und durch freiheitliche Grundordnung, wie sie bis heute das amerikanische Leben bestimmt.

Das wahrscheinlich wichtigste Dokument auf dem Weg zur Entwicklung einer freien Nation war die Declaration of Independence. Die Erklärung der Unabhängigkeit der USA von der britischen Krone war die Grundlage für das Wachstum eines neuen Landes, das sich deutlich vom streng regulierten Europa abheben sollte. In der Unabhängigkeitserklärung hielten die Väter der amerikanischen Verfassung vieles von dem fest, was ihre Nation ausmachen sollte – im klaren Gegensatz zu den engen Grenzen europäischer Verfassungen und dennoch an diesen orientiert. Religiöse und politische Verfolgungen, die viele Menschen an die Küsten Amerikas gebracht hatten, sollte es nicht wieder geben und die Bürger Amerikas sollten mündige, freie, glückliche Menschen werden.

Aus diesen Ideen heraus entstand die berühmt gewordene Formulierung vom Streben nach Glück in der Unabhängigkeitserklärung. Dort ist festgehalten, dass alle Menschen drei unabänderliche, gottgegebene Rechte habe und dass eine Regierung zu dem Zweck bestehen würde, um diese drei Rechte  für jeden Bürger zu beschützen. Diese drei Rechte sind das Recht auf Leben, auf Freiheit und darauf, nach Glück zu streben:

We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed, by their Creator, with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the Pursuit of Happiness

Übersetzt könnte man sagen, dass den Gedanken der Unabhängigkeitserklärung zufolge die neue amerikanische Regierung den Rahmen zu schaffen habe, in dem jeder Mensch die Möglichkeiten hat, den eigenen Hoffnungen zu folgen. In der alten Welt, in Europa, sahen die Gründerväter diese Möglichkeiten nicht im vollen Umfang gegeben. Das Streben nach Glück – The Pursuit of Happiness – war demzufolge nicht nur ein Inhalt der Unabhängigkeitserklärung, sondern gleichzeitig auch ein Motiv für diese; ein Grund für die Loslösung von der britischen Krone. Der Begriff war im Jahr 1759 von Samuel Johnson in seinem Roman Rasselas erstmals verwandt worden, war aber ursprünglich in abgewandelter Form vom englischen Philosophen John Locke geprägt worden.

So ist das Streben nach Glück – übrigens nicht das Glück selbst – als ein Grundstein der amerikanischen Idee fest verankert und ein wichtiger Bestandteil des Gründungsdokuments des Landes. In der Verfassung der USA taucht der Begriff zwar nicht auf, doch letztlich basiert sogar das eigentliche Entstehen der amerikanischen Nation mit auf diesem Gedanken. So ist die Selbstbestimmung, der Gedanke der Machbarkeit aus eigenem Antrieb bis heute im US-Alltagsleben zumindest unter der Oberfläche erkennbar.


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