In den USA ist in den letzten Jahren eine zunehmend erbittert geführte Diskussion über die Rechte von Transgender entstanden. Die Debatte entzündet sich dabei vor allem an Versuchen, Transgender-Personen vor Diskriminierung zu schützen und ihnen gewisse Rechte einzuräumen. Generell lässt sich sagen, dass sich die demokratische Partei für die Rechte von Transsexuellen und Transgender einsetzt, während den Republikanern diese Gleichstellungsbemühungen vielfach zu weit gehen. Daraus ergibt sich, dass die Rechtslage für Transgender in den USA von einem Ort zum anderen sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Während es in der öffentlichen Debatte häufig um Fragen aus dem alltäglichen Leben geht – etwa um die Frage, welche öffentliche Toilette benutzt werden darf oder in welchem Geschlecht Transgender an Sportwettkämpfen teilnehmen dürfen – erstreckt sich der Kampf um die Rechte der Betroffenen auch auf grundlegendere Themen. So ist schon aus dem Jahr 1966 ein erster Fall bekannt, in dem eine Transgender-Person nach der angleichenden Operation eine Änderung von Name und Geschlecht in der Geburtsurkunde erstreiten wollte. Dieses Thema ist bis heute nicht einheitlich geregelt; auch weil sich der Supreme Court noch nie mit den Rechten von Transgender befasst hat. Die meisten Bundesstaaten erlauben solche Änderungen heute; meist allerdings erst nach einer geschlechtsangleichenden Operation, Es gibt aber bis heute Bundesstaaten, die keine Änderungen an der Geburtsurkunde vornehmen.

Ein wichtiger Meilenstein war das Urteil Obergefell v. Hodges von 2015, mit dem das Oberste Gericht festlegte, dass das Geschlecht für Eheschließungen keine Rolle spielt. Das Urteil erlaubte es nun auch Transgender-Personen, unabhängig von Geschlechtsidentifizierungen, Ehen einzugehen. Viele andere Bereiche sind dagegen noch nicht überall geregelt. So gibt es etwa heute noch Gerichte auf Bezirksebene, die im Fall von Streitigkeiten um das Sorgerecht Transgender als Gefahr für die Kinder ansehen.

Unter Präsident Obama hatte die Bundesregierung mehrere Erlasse verabschiedet, die eine Diskriminierung von Menschen auf Grund ihres Status als Transgender untersagt, etwa in Schulen, bei der Jobsuche oder bei der medizinischen Versorgung. Präsident Trump hatte das Thema dann in seiner Amtszeit wieder zum Thema gemacht, als er Transgender öffentlichkeitswirksam vom Dienst in den amerikanischen Streitkräften ausschloss. Präsident Biden machte diese Regelung wieder rückgängig. Seitdem jedoch hat vor allem der rechtspopulistische Trump-Flügel der Republikanischen Partei das Thema für sich entdeckt und es wird in den sozialen Medien, oft mit verächtlichen Memes, intensiv thematisiert.

Die American Civil Liberties Union registrierte für 2022 mehr als 300 Gesetzentwürfe auf regionaler oder bundesstaatlicher Ebene, die auf die Einschränkung von LGBTQ-Rechten zielten; rund die Hälfte davon richtete sich gegen die Rechte von Transgender. Zwar werden nicht alle dieser Vorlagen wirklich geltendes Recht, aber sie schaffen eine Atmosphäre, die von den Betroffenen oft zunehmend als bedrohlich empfunden wird. In das Vorgehen gegen Transgender mischt sich bei vielen Konservativen die Sorge vor dem Verlust des traditionellen Familienbildes. Längst wird das Thema aber auch von böswilligen Unterstellungen und Verschwörungstheorien unterwandert; etwa dem in rechten Kreisen verbreiteten Gedanken, Transgender würden Kinder und Jugendliche ebenfalls zu Trans-Menschen machen wollen.

Ob und wie stark das Thema der Transgender-Rechte im Wahlkampf eine Rolle spielt, dürfte daher zum großen Teil davon abhängen, welcher Kandidat bei den Republikanern ins Rennen geschickt wird.


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